Wir sind immer noch total verzaubert: Vor Kurzem haben wir uns mit dem Münsteraner Musiker und Produzenten Jan Löchel getroffen – und ihn mit Fragen bombardiert. Wir wollten so ziemlich alles von ihm wissen: Wie es mit der Musik losging, was ihn bei seiner Arbeit inspiriert, was „Heimat“ für ihn bedeutet und welche Münster-Tipps er für euch und uns parat hat. Ein paar Ständchen hat Jan Löchel dann auch nur für uns gespielt. Gänsehaut-Feeling, so viel können wir sagen! Ihr wollt auch in den Genuss von Jan Löchel kommen, dann checkt ihn unbedingt bei Spotify aus. Klare Empfehlung von uns – und vielleicht die beste musikalische Beigleitung für die Lektüre unseres Interviews. Also: Bühne frei… für Jan Löchel.
Jan Löchel: „Münster ist einfach mein Zuhause“
Jan, wie bist du eigentlich zur Musik gekommen? Was hat deine Liebe für Musik geweckt?
Mich hat schon als Kind sehr fasziniert, dass es Menschen gibt, die sich trauen vor Publikum solo zu singen – gleichzeitig habe ich auch bei ersten Theaterauftritten in der Grundschule oder Gedichte aufsagen zur Weihnachtszeit gemerkt, dass es ein tolles Gefühl ist, wenn aus dieser Anspannung und Aufregung Applaus wird – insofern gab es da wohl schon so einen „Bühnen-Gen“ – und außerdem wurde bei uns zu Hause eigentlich auch immer Musik gemacht!
Als ich mit 16 Jahren dann bei Steffi Stephan im Studio mit meiner Band einen Song für eine CD-Produktion aufnehmen durfte, war es endgültig um mich geschehen, da ich gemerkt habe, dass dies mein Beruf werden MUSS und ich alles dransetzen möchte, ab sofort meinen Alltag mit Songs schreiben, Produzieren in meinem eigenen Studio zu verbringen. Bis hierher hat es ganz gut geklappt und ich bin echt froh, dass sich die üblichen Zweifel und Stolpersteine erst nach ein paar Jahren gezeigt haben
Welcher Song war der erste, den du spielen konntest?
Lasst mich überlegen – ich glaube, dass muss „Blowin`in the Wind“ von Bob Dylan gewesen sein!
Was inspiriert dich beim Schreiben von Musik?
Ich habe vor ein paar Jahren wieder verstärkt damit begonnen, deutlich persönlicher zu texten – wobei ich die Dinge, über die ich schreibe, nicht unbedingt selber erlebt haben muss, aber zumindest in meinem direkten Umfeld miterlebt oder aber sehr intensiv beobachtet habe.
Häufig ist es dann so, dass sich die Geschichten hinter den Songs irgendwie verselbständigen und in eine ganz andere Richtung gehen, als der ursprüngliche Impuls vorgegeben hatte. Aber vor allem das reizt mich immer wieder beim Schreiben!
Was ist die Geschichte hinter deinem Song „Home“? Und was bedeutet Heimat für dich?
„Home“ tauchte auf einmal im Sommer 2018 auf und ich war irgendwie skeptisch bei dem Song, weil er sich in einer halben Stunde wie von selbst geschrieben hat. Erst ein paar Monate später habe ich ihn wiederentdeckt und gemerkt, dass er mehr von mir erzählt, als ich zunächst geahnt hatte.
Letztlich geht es um den Zwiespalt, in dem ich mich viele Jahre befunden habe – ein wunderbares Zuhause zu haben und doch als Künstler irgendwie auf der Suche, immer etwas getrieben zu sein, ob nicht hinter der nächste Ecke das nächste große Projekt auf mich wartet, was ich nicht verpassen darf.
Dies irgendwann loszulassen, hat mir glaube ich sehr gut getan und mir gezeigt, dass man sich diese „Home-Gefühl“ nicht kaufen oder erzwingen kann.
Du schreibst für so viele verschiedene Künstler Musik, für Serien, Filme: Hast du es auch mal, dass dir einfach mal gar nichts einfallen will – und was machst du dann?
Na, klar – das passiert mir häufiger. Auch wenn ich mit der Zeit gelernt habe, dass man Kreativität zumindest „herausfordern“ kann – indem man z.B. seine Comfortzone verlässt, Songs und Texte völlig anders als sonst angeht und vielleicht auch mal bewusst in eine ungewohnte Richtung läuft – und wenn es nur dazu dient, herauszufinden, wie es NICHT funktioniert (lacht) – oder aber eine völlig neue Seite an sich selbst kennenzulernen.
Was ich definitiv besser als früher kann, ist einfach mal das Studio ohne Ergebnis für zwei Tage zu verlassen und darauf zu vertrauen, dass die Inspiration schon irgendwo hinter der nächsten Ecke auf mich wartet und entdeckt werden möchte. Dafür musste ich aber glaube ich 40 werden – früher wäre mir das extrem schwergefallen.
Du bist in Münster geboren, in Schleswig-Holstein aufgewachsen, und dann wieder zurück nach Münster gekommen. Wie kam das?
Meine Eltern haben noch studiert, als ich in Münster geboren wurde. Aus beruflichen Gründen sind wir dann nach Bad Segeberg gezogen. Aus ähnlichen Gründen ging es dann, als ich 14 war, wieder zurück nach Münster. Ich kann aber sagen, dass diese Affinität zum Norden immer noch sehr stark ist und ich mich immer noch sehr dorthin gezogen fühle!
Du hast so viel gemacht: Warum zieht es dich immer zurück nach Münster?
Münster ist einfach mein Zuhause – und das meiner Familie – und der perfekte Ausgleich zu Zeiten, in denen ich in Berlin arbeite. Im letzten Jahr war ich wieder häufiger im Rahmen meines Jobs als Side-Coach bei „The Voice Senior“ und „The Voice Kids“ für längere Zeiträume in Berlin und den Kontrast zu dem behüteten Leben in Münster nehme ich schon von Jahr zu Jahr als zunehmend extremer wahr – aber durchaus auch als inspirierend und fordernd – im positiven Sinne. Außerdem führt es dazu, dass ich Münster mehr genießen kann.
Wenn du mal frei hast, was machst du dann in Münster am liebsten?
Ich ertappe mich dabei, dass ich gerade einige Ecken der Stadt und die Natur des Münsteraner Umlandes, die ich noch gar nicht wirklich kannte oder lange nicht mehr dort war, neu für mich entdecke. Und zwar zu Fuß – man könnte es spazieren gehen nennen – oder aber Geh-Meditation (lacht).
Im Ernst – ich finde es herrlich, durch Münster zu streifen, ohne einen festen Plan zu haben, an ganz normalen Wochentagen, quasi so ein wenig aus der Touristen-Sicht. Manchmal wundere ich mich auch über mich selbst, wenn ich mein Studio verlasse und mich für ein paar Stunden mit einem Buch auf eine Parkbank setze – so verändern sich die Dinge mit der Zeit!
Was sind deine Geheimtipps für Münster?
Die ganz geheimen darf ich natürlich nicht verraten, ich habe aber z.B. nach Jahren den Botanischen Garten für mich wiederentdeckt! Die gastronomischen Highlights der Stadt jetzt im Einzelnen zu nennen, würde wohl zu weit führen…und außerdem entwickelt sich ja hier monatlich ein neuer Geheimtipp (lacht).
Foto: Joscha Werschbizky | m4media
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